Die Diplompsychologinnen Marianna Alesi, Annamaria Pepi und Gaetano Rappo von der Universität in Palermo interessierten sich für das Selbstwertgefühl und das Arbeitsverhalten von Kindern mit Lernstörungen. Ihre Ergebnisse publizierten sie in der Zeitschrift Psychological Reports.
Untersucht wurden 56 Kinder mit Lernstörungen der dritten Klassen aus Italien. Insgesamt wurden vier Gruppen zu je 14 Kinder gebildet. Neben einer Kontrollgruppe mit keinerlei
Schwierigkeiten im Lesen, Schreiben und dem Leseverständnis wurde eine Gruppe mit Kindern mit Legasthenie, eine Gruppe mit Kindern mit Dyskalkulie und eine Gruppe mit Kindern mit Leseverständnisproblemen gebildet. Defizite im Leseverständnis werden in den USA und nach dem DSM-IV zu den Lernstörungen gezählt.
Erhoben wurde das Selbstwertgefühl und das selbstbehindernde Verhalten. Unter selbstbehinderndem Verhalten (engl. selfhandicapping strategies) versteht man ungünstiges Arbeitsverhalten bzw. Verhaltensweisen, die dazu dienen, die Verantwortung für schlechte Leistungen nicht zu übernehmen. Hierunter fällt z.B. das Anfertigen der Hausaufgaben in letzter Minute, so dass darauf verwiesen werden kann, dass die Hausaufgaben besser geworden wären, wenn man mehr Zeit gehabt hätte. Der entsprechende Test erhob diese Verhaltensweisen mit Hilfe von neun Items. Das Selbstwertgefühl wurde mit Hilfe des Multidemensional Test of self-esteem von Bracken erhoben. (Beispielaussage: Ich bin Stolz auf meine Leistungen in der
Schule).
In der Studie von Alesi unterschieden sich die Schüler der Kontrollgruppe von den Schülern der anderen drei Gruppen hinsichtlich beider erhobener Merkmale. Die Schüler der Kontrollgruppe zeigten ein geringeres selbstbehinderndes Verhalten und ein höheres Selbstwertgefühl. Dieser Unterschied wurde statistisch signfikant. Betrachtet man die Gruppenergebnisse bezüglich des Selbstwertetes, so wiesen die Kinder mit Legasthenie mit einem Testwert von 90,6 den geringsten Wert auf. Die Kinder mit Dyskalkulie wiesen einen Testwert von 94,10 auf. Die Kinder ohne Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben wiesen im selben Test einen Wert von 105,6 auf. Auch bezüglich des selbstbehindernden Verhalten wiesen die Schüler mit Legasthenie mit 26,10 den auffälligsten Wert auf, wohingegen die Schüler der Kontrollgruppe nur einen Wert von 20 zeigten.
Alesi et al. konnten in ihrer Untersuchung herausarbeiten, dass Kinder der dritten Klasse einen signifikant schlechteren Selbstwert und häufiger selbstbehinderndes Verhalten zeigten als Kinder ohne Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben.
Quelle:
Alesi, M., Rappo, G. & Pepi, A. (2012). Self-esteem at school and self-handicapping in childhood: comparison of groups with learning disabilities. Psychological Reports, 111, 952-962.