Zürcher Lesetest

1. Kurzbeschreibung des Zürcher Lesetests

Von Hans Grissemann und Maria Linder stammt der Zürcher Lesetest, der 1981 zum ersten Mal publiziert wurde und aktuell in der sechsten Auflage im Hogrefe Verlag erhältlich ist und über die Testzentrale bezogen werden kann. Mit Hilfe des Zürcher Lesetests (kurz ZLT), fälschlicherweise auch als Züricher Lesetest bezeichnet, kann das Lesen von Schülern der zweiten Klasse bis zur sechsten Klasse qualitativ und quantitativ erfasst werden. Anhand von Wörterlisten und Lesetexten unterschiedlicher Schwierigkeit werden die Lesezeit und die Lesefehler erhoben. Zur Auswertung stehen Prozentränge zur Verfügung, die als Prozentrangbänder angegeben werden.

2. Auswertung des Zürcher Lesetests

Die Auswertung des Zürcher Lesetests für Schüler der fünften und sechsten Klasse ist noch differenzierter. Hier wird bei den Lesefehlern noch zusätzlich zwischen unkorrigierten und selbst korrigierten Lesefehlern unterschieden. Weiterhin werden Verzögerungen (Stockungen, Wiederholung von Wortbestandteilen) vor und innerhalb von Wörtern mit einer weiteren Skala erfasst. Zusätzlich werden noch die Wortwiederholungen registriert. Als Ergebnis erhält man schließlich fünf Werte (Lesezeit, Lesefehler, Selbstkorrektur, Verzögerungen und Wortwiederholungen) die in acht Prozentrangbändern angegeben werden (z.B. PR <1, PR 2-5, PR 6-10, PR 11-15, PR 16-25).
T-Werte stellen Grissemann und Linder nicht zur Verfügung. Da in zahlreichen Gutachten jedoch T-Werte genannt werden sollten, müssen diese vom Anwender selbst umgerechnet werden. Die Normen des ZLT für die Schüler der fünften und sechsten Klasse stammen aus dem Jahr 1981.

Für Schüler höherer Klassen existieren aktuell keine Lesetests, sodass man auch bei älteren Schülern auf den Züricher Lesetest zurückgreifen muss, um ein quantitatives Ergebnis in den Händen zu halten.Die Normen von der ersten und vierten Klasse stammen aus den Jahren 1967 und den Jahren 1973 und 1974. Die Normen der vierten Klasse stammen von 1967, sind nur für das erste Quartal gültig und bieten auch nur eine sehr grobe Einordnung in Form einer angegebenen mittleren Breite an. Prozentränge stehen hier nicht zur Verfügung.

Für die Klassen zwei und drei werden wiederum differenzierte Prozentrangbänder (im ZLT als Prozentrangstufen bezeichnet) angegeben. Weiterhin findet eine Differenzierung zwischen den einzelnen Quartalen statt.

3. Fazit

Auch wenn die Normen schon älter sind, stellt der ZLT ein gutes Verfahren zur Erfassung des Lesens dar und ist insbesondere für die Diagnostik im Bereich Legasthenie geeignet.  Die Normen für die vierten Klassen sind weniger brauchbar. Umso mehr jedoch die Werte für die fünften und sechsten Klassen, die ein differenziertes Bild liefern. Positiv am ZLT ist, dass dieser relativ lang ist, sodass nicht nur die Lesefähigkeit bei kurzen Texten erfasst wird, sondern auch ob es zu einem Abfall über einen längeren Zeitraum kommt, was bei Kindern mit Legasthenie nicht selten ist.

Seit 2013 ist eine Neuauflage des ZLT verfügbar, nämlich der ZLT-II. Er bietet aktuelle Normen und weitere Untertests zur genaueren Beschreibung der Lesesymptomatik. Mit dem Erscheinen des Zürcher Lesetests – II sollte für Testungen der alte ZLT nur noch in begründeten Ausnahmefällen durchgeführt werden.

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