Unterschiedliches Arbeitsgedächtnisprofil bei Lesestörung und Rechtschreibstörung

In einer Studie untersuchten Brandenburg et al. die Arbeitsgedächtnisdefizite von Schülern mit Lesestörung und Schülern mit Rechtschreibstörung. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Journal of Learning Disabilities veröffentlicht. Es zeigte sich, dass Kinder mit einer Lesestörung Defizite in der zentralen Exekutive zeigen und Kinder mit einer Rechtschreibstörung Auffälligkeiten in der Phonologischen Schleife aufweisen.

Die zentrale Exekutive koordinierte verschiedene Tätigkeiten und steuert den Abruf aus dem Langzeitgedächtnis. Die phonologische Schleife spielt eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung sprachlicher Informationen.

Etwas über das Ziel hinaus schießt die zur Studie dazugehörige Pressemitteilung. Dort steht, dass es – auf Basis der aktuellen Ergebnisse – notwendig sei, die Kriterien zur Diagnose von Lernstörungen zu ergänzen und weiter zu spezifizieren. Grund: Bei der Lesestörung seien hinsichtlich des Arbeitsgedächtnisses andere Defizite gefunden worden als bei der Rechtschreibstörung. Weiterhin sei es notwendig, gesonderte Fördermaßnahmen für die einzelnen Störungsbilder zu entwickeln.

Das ist natürlich etwas übertrieben. So machen es die gefundenen Unterschiede im Arbeitsgedächtnis nicht unbedingt notwendig, gleich die gesamte Klassifikation der einzelnen Varianten der Lernstörungen zu verändern, sondern die Ergebnisse zeigen letztendlich nur, dass das Arbeitsgedächtnis bei Kindern mit einer Lesestörung und einer Rechtschreibstörung unterschiedlich auffällig ist. Weiterhin unterscheiden sich inhaltlich die Fördermaßnahmen im Bereich der Lesetherapie (z.B. Kieler Leseaufbau) und im Bereich der Rechtschreibtherapie (z.B. Marburger Rechtschreibtraining) schon seit vielen Jahren sehr deutlich, sodass die Forderung nach spezifischen Fördermaßnahmen überflüssig ist.

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