Irlen Farbfolien zeigen keine kurzfristigen Effekte auf das Lesen

Helen Irlen entdeckte bei ihrer Arbeit mit Kindern mit Legasthenie, dass der Einsatz von Farbfolien das Lesen erleichterte. Irlen untersuchte diese Effekte systematisch und entwickelte die Irlen-Therapie, die den USA recht verbreitet ist. Hierbei werden Kinder mit Lesestörungen von einem speziell ausgebildeten Diagnostiker auf Vorhandenseins des Irlen-Syndroms untersucht. Findet sich dieses Syndrom, wird im Anschluss die passende Farbfolie bestimmt.

Durch den Einsatz der Farbfolien soll es kurzfristig zu besseren Leseleistungenkommen, die schließlich auch langfristig die Leseleistungen verbessern, da die Kinder durch die ersten Verbesserungen dann häufiger lesen. Die Farbfolien sorgen dafür, das die Buchstaben schärfer wahrgenommen werden.

Ritchie, Della Sala und McIntosh veröffentlichten eine Studie,in der sie die kurzfristige Effektivität der Farbfolien untersuchten. Allgemein ist die Studienlage zu den Irlen-Farbfolien als unklar zu bewerten. Einige Studien zeigen positive Effekte, wohingegen andere Untersuchungen keinerlei Therapieeffekte aufweisen.

Ritchie et al. versuchten in ihrem Studiendesgin insbesondere Placebo-Effekte auszuschalten. An der Studie nahmen 61 Kinder mit einem Durchschnittsalter von 9,4 Jahren teil, die von ihren Lehrern als auffällige Leser eingestuft wurden. Ihre Leseleistungen lagen mehr als eine Standardabweichung unter dem Durchschnitt.
Zuerst wurden allen Schüler von Irlen-Spezialisten auf das Vorhandensein des Irlen-Syndroms untersucht. Dieses fand sich bei 77 % der Kinder. Im Anschluss wurde für diese Kinder die passende Farbfolie bestimmt (blaue Farbfolie am häufigsten).Um die Leseleistungen zu messen, wurden zwei Lesetestungen unter verschiedenen Bedingungen durchgeführt, nämlich einmal mit der ausgetesteten Farbfolie, mit einer alternativen Farbfolie und schließlich noch mit einer farblosen Folie. Den Kindern wurde nicht mitgeteilt, welche Farbfolie nach der Irlendiagnostik die für sie passende ist. Auch die Kinder ohne IS-Diagnose absolvierten die Lesetests mit zufällig zugewiesenen Farbfolien.

Es zeigte sich, dass die Schüler mit IS-Diagnose und passender Farbfolie nicht besser in den Lesetests abschnitten als die Schüler ohne IS. Weiterhin zeigte sich bei den IS-Schülern kein Effekt der verschriebenen Lesefolie, d.h. verschriebene Farbfolie, alternative Farbe bei der Folie oder auch die durchsichtige Folie wirkten sich nicht auf das Leseergebnis aus.

Nur bei zwei Schülern zeigten sich sehr starke Verbesserungen im Lesen. Diese Schüler wussten jedoch, welche Farbe die für sie empfohlene war und verwendeten diese Folie schon zu Hause. Die Verbesserung der Leseleistung zeigte sich bei diesen Schülern auch bei der alternativen Farbfolie. Ritchie et al. sehen hierfür Placebo-Effekte als möglich Erklärung an.

Die Wissenschaftler aus England konnten in ihrer Studie zeigen,dass keine kurzfristigen positiven Leseeffekte durch die Anwendung von Irlen-Farbfolien existieren. Jedoch wäre es sinnvoll weitere Studien durchzuführen, die untersuchen, ob eine längere Anwendung von Farbfolien zu besseren Ergebnissen führt.

Quelle:
Nachricht aus dem Journal für Legasthenietherapie 12/2011 über die Studie
Ritchie, S.J., Della Sala, S., McIntosh, R.D. (2011). Irlen colered overlays do not alleviate reading difficulties, Pediatrics, 128, 932-938.
Links:
https://www.legasthenietherapie-info.de/journal.html