Ältere Schüler mit Legasthenie profitieren von LRS-Therapie

Italienische Wissenschaftler um Patrizio Tressoldi interessierten sich für die Fragestellung, ob ältere Schüler mit Legasthenie von Interventionen zur Verbesserung der Lesefähigkeit im Gegensatz zu jüngeren Schülern mit LRS nur gering profitieren. Diese Hypothese basiert auf der weit verbreiteten Annahme, dass man bei jüngeren Schülern größere Fortschritte in der LRS-Therapie erzielen könne und dass bei älteren Schülern nur noch schwer eine Verringerung der Symptomatik zu erreichen sei. Tressoldi und Mitarbeiter konzentrierten sich in ihrer Untersuchung auf Maßnahmen zur Verbesserung des Lesens. Interventionen zur Rechtschreibung wurden nicht durchgeführt.

An der Studie nahmen 55 Kinder aus der dritten und vierten sowie der sechsten bis achten Klasse teil und wurden gemäß ihrer Klassenstufe entweder der Gruppe der jüngeren Schüler (dritte und vierte Klasse) bzw. den älteren Schülern zugeordnet. Insgesamt wurden bei den jüngeren und älteren Schülern zwei Interventionsformen realisiert. In der ersten Bedingung erhielten die Schüler ein Lesetraining über einen Zeitraum von drei Monaten bei dem sie mittels eines Computertrainingsprogramms lernten, einen Text in Silben zu lesen, wobei die zu lesende Silbe farblich hervorgehoben wurde (ähnlich der Segmentierungsübung „Blicksprung“ aus dem Therapieprogramm CELECO). In der zweiten Studienbedingung wurde eine Variation der – in Deutschland weithin unbekannten –  Bakker-Methode durchgeführt. Hier wurden die Kinder entsprechend der Typologie Bakkers eingeteilt und erhielten das passende therapeutische Vorgehen (z.B. tachistoskopische Darbietung, zusätzliche Reizung des linken visuellen Felds bzw. zusätzliche Reizung des rechten visuellen Feldes). Als abhängige Variable wurde unter anderem die Lesegeschwindigkeit erhoben.

Insgesamt konnten sich die Schüler in allen Bedingungen verbessern. Die Fortschritte in der Silben-Methode waren bezogen auf die Lesegeschwindigkeit bei Texten (ohne jedoch statisch signifikant zu sein) der Bakker-Methode etwas überlegen. Weiterhin zeigte sich, dass ältere Schüler ähnlich gute Fortschritte wie die jüngeren Schüler erzielten. Damit konnten die Studienautoren beweisen, dass bei Jugendlichen mit Legasthenie im Rahmen von therapeutischen Maßnahmen gute Fortschritte in der Verbesserung des Lesens möglich sind.

Quelle:
Tressoldi, P.E, Lorusso, M.L, Brenbati, F. & Donini, R. (2008). Fluency remediation in dyslexic children: Does age make a difference?. Dyslexia, 14, 142-152.

Links:
http://eu.wiley.com/WileyCDA/WileyTitle/productCd-DYS.html