Empirische Überprüfung eines Morphemtrainings bei LRS

Im Rahmen von Legasthenietherapien werden häufig orthografische Ansätze realisiert. Therapeutische Vorgehensweisen, die morphemorientierte Ansätze beinhalten, wurden bisher nur selten publiziert und in ihrer Effektivität untersucht, obwohl Einzelberichte (und auch Studien) mit guten Fortschritten bei intensivem Studium der Fachliteratur immer wieder beschrieben werden.

In einer österreichischen Studie von Kargl und Mitarbeitern wurde nun die Effektivität eines morphemorientierten Therapieprogramms bei Kindern mit LRS überprüft. Im Rahmen dieser Studie wurden mehrere Fragestellungen untersucht. Unter anderem wurde eine Gruppe mit Schülern schwächerer Rechtschreibleistungen gebildet (n=13), nämlich Kinder, die im HSP einen Prozentrang von kleiner als 25 aufwiesen. Die Schüler dieser Experimentalgruppe waren zwischen 10 und 15 Jahre alt. Die morphematische Bewusstheit wurde mit dem TMB (Test zur morphematischen Bewusstheit, i.V.) erhoben.

Das Training bestand aus 10 Therapiestunden in Kleingruppen und der Durchführung eines Computerprogramms, mit dem über einen Zeitraum von zweieinhalb Wochen täglich traininert werden sollte. Das Computertrainingsprogramm mit dem Namen MORPHEUS übt die häufigsten Morpheme auf verschiedenen Komplexitätsstufen ein. Beispielsweise müssen in diesem Programm in einem Lückentext die fehlenden Morpheme eingesetzt oder zu einem Wortstamm das passende Prä- oder Suffix gefunden werden.

Im Rahmen dieses kompakten Trainings verbesserten sich die Kinder mit LRS um knapp 4 T-Wertpunkte. Eine Kontrollgruppe mit LRS-Kindern, die kein Training erhielten, zeigte im selben Zeitraum eine leichte Verschlechterung (mögliche Erklärung: Messfehler und zwischen Vor- und Kontrolltestung lagen die Sommerferien). Bezüglich der morphematischen Kompetenz zeigten sich bei den Schülern deutliche Fortschritte.
Kargl et al. konnten in ihrer Studie zeigen, dass durch morphemorientiertes Vorgehen Verbesserungen in den Rechtschreibleistungen zu erzielen sind. Weitere Untersuchungen in diesem Bereich, insbesondere mit einer höheren Anzahl an Studienteilnehmern, wären zur Validierung dieser Ergebnisse wünschenswert.

Quelle:
Kargl, R., Purgstaller, Ch., Weiss, S. & Fink, A. (2008). Effektivitätsüberprüfung eines morphemorientierten Grundwortschatz-Segmentierungstrainings (MORPHEUS) bei Kindern und Jugendlichen. Heilpädagogische Forschung, 34 (3), 147-156.