Vier von hundert Kindern in China haben eine Legasthenie

Im Gegensatz zu westlichen Ländern finden sich zu China noch verhältnismäßig wenig Studien zur Prävalenz der Legasthenie. Zhao Sun und Kollegen haben nun eine sehr große Studie über die Häufigkeit der Legasthenie bei Schülern durchgeführt. Untersucht wurden Schüler von 9 Grundschulen aus fünf Distrikten der Stadt Qianjiang, die mit knapp über 1 Millionen Einwohner als mittelgroße Stadt in China gilt. Insgesamt konnten die Daten von 5536 Schülern der dritten bis sechsten Klasse erhoben werden.

Die Eltern der untersuchten Schüler mussten den Fragebogen Dyslexia Checklist for Chinese Children ausfüllen und die Lehrer bearbeiteten die Pupil Rating Scale Rivesed Screening for Learning Disabilities. Die Ergebnisse des Intelligenztests wurden aus den Schülerakten entnommen. Weiterhin mussten die Ergebnisse des Chinese Language Test einen Prozentrang von kleiner als 10 aufweisen. Leider geben die Autoren nicht an, welche Inhalte in diesem Test überprüft werden. Bezüglich der Kriterien für eine Legasthenie wendeten Sun et. al. die Kriterien des DSM-IV an.

Insgesamt ermittelten die Wissenschaftler eine Prävalenz von 3,9 Prozent, davon waren 75,9 Prozent Jungen und 25,1 Prozent Mädchen. Untersuchte man die einzelnen Klassenstufen
waren die Prävalenzdaten von der dritten bis zur fünften Klasse mit 4,1, 4,6 und 4,2 recht nah beieinander, wohingegen nur noch 2,7 Prozent der Schüler der sechsten Klasse die Kriterien
einer Legasthenie erfüllten.

Sun et al. untersuchten auch weitere Faktoren, die oft mit Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben assoziiert sind. Kein Zusammenhang wurde zu dem sozioökonomischen Status der
Familie gefunden, jedoch war die schulische Ausbildung der Eltern der Kinder mit Legasthenie geringer. Weiterhin war der Fernsehkonsum bei Kindern mit Legasthenie höher. Hier sahen
24,1 Prozent täglich mindestens zwei Stunden Fernsehen, während bei den Kindern ohne Legasthenie der Prozentsatz bei 12,2 lag.

Bezüglich der Literacy, also der Erfahrung mit Lesen und Schreiben innerhalb der Familie, zeigte sich, dass die Eltern ihren Kindern weniger Geschichten vorlasen, weniger Geld für
die Bücher ihrer Kinder ausgaben, selber weniger lasen und weniger häufig eine feste Lesezeit für ihre Kinder hatten. Bei der Interpretation muss jedoch beachtet werden, dass das Verhalten
der Eltern auch eine Folge der Leseprobleme ihrer Kinder sein kann.

Sun et al. konnten in einer aufwendigen Studie eine Prävalenzrate von 3,9 Prozent der Schulkinder feststellen.

Quelle:
Sun, Z., Zou, L., Zhang, J., Moh, S, Shao, S., Zhong, R. Ke, J., Lu, X., Miao, X.. Song, R. (2013). Prevalence and associated risk factors of dyslexic children in a middle-sized city of china: a cross-sectional study. Plos One, 8, e56688.