
Die finnischen Wissenschaftlerinnen Törmänen und Takala untersuchten, ob ein Trainingsprogramm mit auditiv-visuellen Aufgaben bei Kindern mit Lese-Rechtschreib-
Strung (LRS) zu Verbesserungen im Lesen führt. Das Programm namens Audilex ist seit mehreren Jahren auf dem Markt und wird auch im deutschen Sprachraum eingesetzt.
Der Inhalt der Studie geht auf die Forschung von Teija Kujala zurück. Sie sah die Verknüpfung von Symbolen und Lauten als wesentliches Problem beim Lesen an und postulierte entsprechend, dass bei ätiologischen Faktoren der Lesestörungen weder isolierte auditive noch alleinig visuelle Probleme der ausschlaggebende Faktor seien, sondern die Prozesse, die für die Verknüpfung der auditiven und visuellen Reize verantwortlich sind, eine wichtige Rolle spielen. Der Musikforscher Kai Karma entwickelte in der Folge ein Computerprogramm namens Audilex, das die Wahrnehmung von Tonfolgen bei gleichzeitig paralleler Aufmerksamkeitsfokussierung auf visuelle und audi-
tive Muster trainiert. Bei Audilex sollen die Kinder nach gleichen Strukturen innerhalb der auditiven und visuellen Elemente suchen. Das Therapieprogramm Audilex soll damit eine Basisfertigkeit des Lesens trainieren.
Im Rahmen einer Übung des Programms erscheinen zwei Muster auf dem Bildschirm mit jeweils horizontalen Balken, die nacheinander angeordnet sind, sich jedoch bezüglich ihrer vertikalen Position unterscheiden. Nach zwei Sekunden wird dem
Probanden eine Soundsequenz präsentiert, das mit einem der Muster (bezüglich der Tonhöhen und Tonlängen) korrespondiert. Aufgabe des Probanden ist es nun, korrespondierende Muster herauszufinden.
An der Studie von Tärmänen und Takala nahmen insgesamt 41 Kinder zwischen 7 und 12 Jahren mit LRS teil, die entweder der Trainings- bzw. einer Kontrollgruppe zugeordnet wurden. Die Kinder der Trainingsgruppe führten zweimal pro
Woche für je 15 Minuten über einen Zeitraum von acht Wochen Übungen mit dem Audilex-Computerprogramm durch.
Zur Messung der verschiedenen Leistungen im Bereich Lesen wurden insgesamt sechs Tests durchgefhrt, darunter auch Tests zur Messung der phonologischen Bewusstheit, Wortsegmentierung, Lesegeschwindigkeit und Lesegeschwindigkeit
bei Pseudowörtern.
Inhaltlich bedeutsame Fortschritte bei den Kindern der Trainingsgruppe im Vergleich zu denen der Kontrollgruppe zeigten sich bei der Lesegeschwindigkeit und dem Lesen von Pseudowrtern, die auch statistisch signifikant wurden. Weiterhin zeigten sich die Fortschritte eher bei den jüngeren Kindern.
Insgesamt konnten die Wissenschaftler zeigen, dass mit dem auditiv-visuellen Trainingsprogramm Fortschritte im Lesen bei Kindern mit LRS mglich sind. Leider war die Trainingsgruppe bezüglich des Alters recht heterogen, sodass eventuelle größere Effekte bei jüngeren Kindern nicht sichtbar wurden.
Die Forscher teilten in ihrer Studie nur Mittelwerte für die gesamte Trainingsgruppe mit. Weitere Studien mit größerer Probandenanzahl der verschiedenen Jahrgänge und insbesondere Probanden der ersten und zweiten Klasse sind nötig, um die gefundenen Effekte besser bewerten zu können.
Quelle:
Tormanen, M.R & Takala, M. (2009). Auditory processing in developmental dyslexia: An exploratory studya of an auditory and visual matching training program with Swedish children with developmental dyslexia. Scandinavian Journal of Psychology, 50, 277-285.