Rezension: DRT 5 von Martin Grund, Leonhart und Naumann

Um Rechtschreibleistungen bewerten zu können, müssen Rechtschreibtests eingesetzt werden, die an einer großen Stichprobe normiert wurden. Neben den HSP-Verfahren, der WRT-Testreihe und den neueren DERET-Tests sind die DRT-Rechtschreibtests schon seit vielen Jahren auf dem Markt. Nun wurde diese Testreihe neu normiert. Nachdem zuerst der DRT 4 auf den aktuellen Stand gebracht wurde, ist nun auch der DRT 5 neu überarbeitet worden.

Der Diagnostische Rechtschreibtest 5, kurz DRT 5, stammt vom selben Autorenteam wie der DRT 4, nämlich von Martin Grund, Rainer Leonhart und Carl Ludwig Naumann. Grund ist Autor des Trainingsprogramms GUT 1 und ehemaliger Lehrer, Leonhart ist Psychologe und arbeitet an der Universität Freiburg in der Abteilung für Sozialpsychologie und Methodenlehre und Carl Ludwig Naumann ist Professor für deutsche Sprache und ihre Didaktik und war zuletzt an der Universität in Hannover angestellt.

Der DRT 5 ist ein klassischer Rechtschreibtest mit 51 Wörtern, die in Wortlücken von Sätzen eingesetzt werden müssen. Recht angenehm für Schüler ist dabei meines Erachtens, dass die Sätze inhaltlich nicht zusammenhängen, also so wie in den alten WRT 4/5 und WRT 6+ Tests. So konzentrieren sich die Schüler mehr auf die einzelnen, zu schreibenden Wörter und werden nicht von einer Geschichte abgelenkt. Das Diktieren läuft so ab, dass der Testleiter einmal den ganzen Satz vorliest und dann noch einmal das zu schreibende Wort wiederholt.

Vom DRT 5 gibt es insgesamt zwei Parallelversionen, so kann der Test nach einem gewissen Zeitraum (falls aus irgendeinem Grunde notwendig) noch einmal wiederholt werden, ohne das Erinnerungseffekte das Ergebnis beeinflussen. Weiterhin können die Wörter auch qualitativ ausgewertet werden. Hierfür gibt es ein eigenes Auswertungsblatt, bei dem sich sogar Prozentränge für die einzelnen Fehlertypen ablesen lassen.

Das Besondere am DRT 5 ist sicherlich der Gültigkeitszeitraum, denn er liegt nicht wie die allermeisten Tests am Ende des Schuljahres und dann noch einmal zu Beginn des neuen Schuljahres, sondern von Oktober bis Januar, also in der ersten Hälfte des Schuljahres. Der Test ist von daher eine bessere Alternative als beispielsweise im Januar auf einen Test zuzugreifen, der eigentlich für das Ende der vierten Klasse konzipiert wurde.

Die Normierung fand an insgesamt 3492 Schülern aus 10 Bundesländern statt. Es handelte sich dabei nur um Schüler mit deutscher Muttersprache. Getrennte Normen für Kinder mit einer anderen Muttersprache bietet der Test nicht. Die Normierungsdaten stammen aus dem Jahr 2015 (Oktober bis Dezember).

Bei den Normen finden sich zahlreiche unterschiedliche Normtabellen. Die wichtigste Norm ist sicherlich die Gesamtnorm mit allen Schülern ohne Unterscheidung der Schulform. Leider gibt es im Handbuch keine Angaben darüber, wie sich die Normstichprobe hinsichtlich der einzelnen Schulformen zusammensetzt. Hier sollten sich aber die Autoren an der bundesweiten Verteilung auf die einzelnen Schulformen orientiert haben.

Jede Normtabelle bietet für die Summe der Richtigschreibungen den entsprechenden Prozentrang, das Prozentrangband und den T-Wert. Angaben zum T-Wertband finden sich nicht. Insgesamt, so die Autoren, differenziert das Verfahren im unteren Leistungsbereich genauer als im oberen Bereich.

Neben der Gesamtnorm gibt es getrennte Normen für die Mittelschule, Realschule und das Gymnasium. Dabei finden sich für die Mittel-schule (bzw. Haupt-schule) und die Real-schule jeweils zusätzlich noch einmal getrennte Werte für Bayern. In Bayern sind die Rechtschreibleistungen der Schüler, die die Mittelschule und die Realschule besuchen, insgesamt höher, so dass dieselbe Rechtschreibleistung, wenn man sie nach den Normen für Bayern auswertet, merklich schlechter ist.

Die qualitative Fehleranalyse konzentriert sich auf insgesamt sechs Bereiche, nämlich die Groß- und Kleinschreibung, das Ableiten (z.B. neugierik), ver-/vor-, kurzer und langer Vokal (Dehnung und Mitlautverdopplung), bestimmte Buchstabenver-bindungen (z.B. sp) und den Bereich Laute (z.B. peißen, fehlen-de hörbare Lautunterscheidung). Die einzelnen Bereiche sind weiter untergliedert. So gibt es für die Groß- und Kleinschreibung insgesamt fünf Kategorien. Alle falsch geschriebenen Wörter des Rechtschreibtests werden analysiert und in die entsprechende Kategorie des Formblatts eingetragen. Ganz interessant ist, dass für die Fehleranzahl einer Kategorie auch Prozentränge angegeben sind.

Das Testhandbuch ist insgesamt 93 Seiten stark. Nach einem kurzen Steckbrief des Tests im ersten Kapitel finden sich im zweiten Kapitel Ausführungen über die Zielsetzungen des Ver-fahrens. Hier betonen die Autoren, dass der DRT 5 in erster Linie der Erfassung der Rechtschreibstrategien des Schülers dient, d.h., wie gut ist der Schüler in der Lage, Strategien wie beim Schreiben mitzusprechen oder über Wörter und deren Rechtschreibung nachzudenken (z.B. nach kurzem Vokal folgt ein doppelter Mitlaut) anzuwenden. Die Überprüfung des Wissens über die richtige Rechtschreibung von Merkwörtern (wie z.B. Rhythmus) findet im Test nicht statt.

In Kapitel drei finden sich Hinweise zur Durchführung, gefolgt von den Items und den Sätzen des Tests. Kapitel fünf geht auf die insgesamt einfache Auswertung des Rechtschreibtests ein. So muss der Testanwender einfach die Anzahl der richtig geschriebenen Wörter addieren und dann für diesen Rohwert am Ende des Manuals in den Normtabellen den T-Wert und Prozentrang ermitteln. In der Regel wird hierfür die Gesamtnorm herangezogen werden. Ganz nett ist die Abbildung der Normal-verteilung; interessant auch die kurzen Erläuterungen für die Ursachen erwartungswidriger Testergebnisse.

Sehr ausführlich wird die Durchführung der qualitativen Fehlerauswertung beschrieben. Neben zahlreichen Auswertungsbei-spielen werden die einzelnen Fehlertypen detailliert vorgestellt.

Nicht in jedem Testverfahren findet man ausführliche Hinweise zum Messgegenstand. Im Testhandbuch des DRT 5 ist dies jedoch der Fall. Hier finden sich im Kapitel sieben Erläuterungen zur allgemeinen Rechtschreibentwicklung (z.B. zum Zwei-Wege-Modell der Rechtschreibung) und in Kapitel acht auf 11 Seiten Hinweise zur Förderung bzw. Therapie. Dabei gehen die Autoren auf die einzelnen Fehlerbereiche ein und geben gute Hinweise, wie der entsprechende Bereich gefördert werden kann. Lesenswert.

Wer mehr über die einzelnen Wörter des Rechtschreibtests er-fahren will, kann sich im Kapitel neun zu jedem Item den entsprechenden Schwierigkeitsgrad und den Trennschärfekoeffizienten nachschlagen. Was diese beiden Begriffe inhaltlich bedeuten, wird im Text gut erklärt. Kapitel 10 berichtet über die Testgütekriterien. Die Reliabilität ist dabei recht hoch. Zur Validität findet sich eine Studie, wo die Testwerte des DRT 5 mit den Leistungen im Rechtschreibsystem von Grund (Trainingsprogramm GUT 1) verglichen wurden. Warum die externe Validität nicht mit einem weiteren Rechtschreibtest verglichen wurde, wird nicht ausgeführt.

Insgesamt handelt es sich bei dem DRT 5 um ein solides Ver-fahren mit einer aktuellen und großen Normierungsstichprobe. Der Test ist leicht anzuwenden und auch die Auswertung ver-läuft problemlos. Wer zusätzlich die qualitative Fehleranalyse durchführen will, findet im Handbuch detaillierte Hinweise zur Durchführung.

Martin Grund, Rainer Leonhart, Carl Ludwig Naumann (2017). Diagnostischer Rechtschreibtest für 5. Klassen. Testzentrale.