Rezension: Marburger Rechtschreibtraining von Gerd Schulte-Körne

Es gibt insgesamt zwei Therapieprogramme für Kinder mit Lese- Rechtschreibstörung, deren Effektivität empirisch untersucht und publiziert wurden: das lautgetreue Rechtschreibtraining von Reuter-Liehr und das Marburger Rechtschreibtraining von Frank Mathwig und Gerd Schulte Körne. Das Marburger Rechtschreibtraining ist mittlerweile in der zweiten, leicht überarbeiteten Auflage erhältlich und wird vom Winkler Verlag aus Bochum herausgegeben.

Das Marburger Rechtschreibtraining stellt ein Therapieprogramm für Kinder der dritten und vierten Klasse mit Legasthenie dar und versucht Verbesserungen in der orthografischen Rechtschreibung zu erzielen. Die Kinder lernen hier schrittweise die wichtigsten Rechtschreibregeln kennen und üben diese in zahlreichen Übungen ein. So gelingt es Kindern mit einer Legasthenie durch die Anwendung der gelernten Algorithmen zur richtigen Rechtschreibung zu gelangen. Das Erlernen dieser “Rechtschreibtricks” stellt gegenwärtig die Therapiemethode der Wahl dar und führt insgesamt zu guten Verbesserungen bei Kindern mit einer Legasthenie in der oben genannten Altersklasse. Zahlreiche Therapeuten kombinieren diese Vorgehensweise mit weiteren Techniken, doch bleibt das Rechtschreibregeltraining der wichtigste Baustein bei Kindern mit einer Legasthenie.

Das 305 Seiten starke Marburger Rechtschreibtraining besteht aus insgesamt 12 Übungskapiteln und einem Anhang mit zahlreiche Materialien wie z.B. Buchstabenkarten, Zeilenlinealen, Selbstlautkarten und Regelkarten und der Wörtermaschine, die ausgeschnitten und für die Durchführung der 12 Übungskapitel verwendet werden können. Weiterhin finden sich am Ende des Marburger Rechtschreibtrainings die Lösungen zu den einzelnen Übungen und ein alphabetisch geordneter Wortindex der im Training verwendeten Wörter. Praktisch! Den eigentlichen Übungen geht eine sehr ausführliche Anleitung des Trainings mit vielen praktischen Tipps für die Durchführung voraus.

Die Kinder lernen im ersten Kapitel lange von kurzen Selbstlauten zu unterscheiden. Im Kapitel Nummer zwei und drei folgen dann die Regeln zur Konsonantenverdopplung. Im vierten bis sechsten Kapitel werden schließlich einige einfache Regeln zur Groß- und Kleinschreibung eingeübt und einige Übungen zum Erkennen des Wortstamms durchgeführt, was sehr sinnvoll ist. Kapitel sieben bis zehn beschäftigen sich schließlich mit dem Bereich der Dehnung. In den letzten Kapiteln werden noch die Umlaute und die Auslaute bearbeitet.

Das Marburger Rechtschreibtraining kann vom ersten Kapitel bis zum letzten Kapitel in der vorgegebenen Reihenfolge durchgearbeitet werden. Das Layout ist attraktiv gestaltet und die Kinder arbeiten insgesamt sehr gerne mit diesen Materialien. Übungen für ältere Kinder oder für Kinder, die schon deutliche Fortschritte erzielt haben fehlen. Wünschenswert wäre für die kommende Auflage einige Übungen mit einem höheren Schwierigkeitsgrad für diese Kinder zu integrieren. Für die Zielgruppe, nämlich Schüler der dritten bis vierten Klasse ist das Programm jedoch sehr gut geeignet. Ambulante Therapeuten können mit den Inhalten dieses Programms sicherlich das erste Therapiejahr gut bestreiten, sollten dann die Inhalte jedoch durch weitere Materialien ergänzen.

Das Marburger Rechtschreibtraining von Gerd Schulte-Körne und Frank Mathwig ist mittlerweile ein Klassiker und das zurecht. Die gute Auswahl der Inhalte, die ausformulierten Übungen und die attraktive Gestaltung führen zu einer sehr guten Akzeptanz bei den Kindern und geben dem Therapeuten ein praktisches Therapiemanual in die Hand. Insgesamt ein nützliches Therapieprogramm, das in der Praxis weiterhin zahlreiche Anwender finden wird.

Das Marburger Rechtschreibtraining kann für 89,50 Euro unter der ISBN 3-89911-020-X bezogen werden, 2. überarbeitete Auflage, 305 Seiten im Ringordner.

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(Nachricht vom 28.08.2006)