Rezension: Gezielte Förderung bei Lese- und Rechtschreibstörungen von Andreas Mayer

Im Reinhardt Verlag aus München, der in den letzten Jahren einige Titel zu den Themen Legasthenie und Dyskalkulie veröffentlicht hat, ist ein neues Fachbuch von Andreas Mayer erschienen, dass die Themen Ätiologie, Diagnostik und Therapie von Legasthenie behandelt. Der Titel lautet “Gezielte Förderung bei Lese- und Rechtschreibstörungen”.

Das Buch umfasst 151 Seiten inklusive Literaturverzeichnis und Sachregister.
Im ersten Kapitel “Schriftsprache und Lautsprache” werden die Zusammenhänge zwischen der Schrift- und Lautsprache herausgearbeitet,Korrelate der Lese-Rechtschreib-Fähigkeit dargestellt und der Begriff der phonologischen Informationsverarbeitung eingeführt. Weiterhin wird die Bedeutung von spezifischen Sprachentwicklungsstörungen beschrieben. Gut ist die Klassifizierung von Lesestörungen auf der Basis sprachlicher Defizite.

Das dritte Kapitel widmet sich der Bedeutung der phonologischen Informationsverarbeitung für den Schriftspracherwerb. Hier werden detailliert und verständlich die drei Komponenten der phonologischen Informationsverarbeitung, nämlich das phonologische Arbeitsgedächtnis, die phonologische Bewusstheit und die Zugriffsgeschwindigkeit auf phonologische Informationen dargestellt. Spätestens bei diesem Kapitel wird deutlich, dass Mayer ein profundes Wissen über die LRS-Ätiologiebesitzt,die wichtigsten Theorien und wissenschaftlichen Fragestellungen verständlich darstellen kann und die wesentlichen Studien nennt.

Das vierte Kapitel ist mit fünf Seiten sehr kompakt und listet in tabellarischer Form insgesamt acht Tests überwiegend für den Lesebereichauf.DieBeschreibungensind gelungen,weitere Hinweise für den diagnostischen Prozess fehlen jedoch. Das fünfte Kapitel ist mit Förderung überschrieben und beinhaltet zahlreiche Hinweise für die therapeutische Praxis. Eine Darstellung und Bewertung der im deutschsprachigen Raum am häufigsten angewendeten Therapieprogramme findet sich leider nicht, jedoch zahlreiche Therapieprinzipien und Übungsmöglichkeiten zur Förderung der phonologischen Basisfertigkeiten, zum Erwerb der Phonem-Graphem-Korrespondenz, zur Förderung der automatisierten Worterkennung und natürlich zum orthographisch korrektem Schreiben.

Natürlich kann ein Buch mit 140 Seiten das Thema LRS nicht erschöpfend behandeln.So fehlen Studien zur genetischen Komponente, neuroanatomische Befunde und Befunde zur psychischen Begleitsymptomatik. Auch der Bereich zur Therapie im Rechtschreibbereich hätte etwas ausführlicher sein können. Nichtsdestotrotz ist das Buch von Mayer ein sehr anspruchvolles Grundlagenbuch zur “Lese-Rechtschreib-Störung”, orientiert an der aktuellen wissenschaftlichen Forschung. Weiterhin schlägt Mayer immer wieder die Brücke von Studienergebnissen zur diagnostischen und therapeutischen Anwendung. Sehr gut. Ein spannend zu lesendes Buch für den wissenschaftlich interessierten Praktiker.

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Quelle:
Andreas Mayer (2010). Gezielte Förderung bei Lese- und Rechtschreibstörungen. München: Reinhardt Verlag.
ISBN-13: 978-3-497-02122-2