Studie zeigt nur sehr geringe Validität der Differenzierungsprobe nach Breuer und Weuffen

Breuer und Weuffen ist ein bei Vorschülern häufig eingesetztes Verfahren, um die Voraussetzungen zur Aneignung der Schriftsprache zu ermitteln. Hierzu werden fünf sogenannte Differenzierungen durchgeführt, nämlich jeweils eine optische, phonematische, kinästhetische, melodische und rhythmische Differenzierung. So müssen die Kinder im Laufe des Tests Vorlagen abzeichnen, phonematisch ähnliche Gegenstände benennen, schwer zu artikulierende Wörter nachsprechen, Lieder nachsingen und Klatschrhythmen nachklatschen. Auf Basis der Ergebnisse werden Fördermaßnahmen vorgeschlagen und Schulempfehlungen abgegeben.

In einer Studie des ZNL von der Uni Ulm wurde nun die Validität des Verfahrens an 1441 Kindern vor der Einschulung überprüft und die Testergebnisse mit den Lese- und Rechtschreibleistungen dieser Schüler am Anfang und Ende der ersten Klasse sowie noch einmal am Ende der zweiten Klasse in Beziehung gesetzt. Das Ergebnis hinsichtlich der Prognosefähigkeit der Differenzierungsprobe war niederschmetternd. So hatten nur 25 Prozent der als Risikokinder klassifizierten Jungen und Mädchen nach der Einschulung tatsächlich Probleme beim Erlernen des Lesens und Schreibens. Stattdessen wurden drei Viertel der Schüler, die am Ende der zweiten Klasse tatsächlich Probleme im Lesen und Schreiben aufwiesen, durch die Differenzierungsprobe überhaupt nicht erkannt.

Auf Basis der aktuellen Ergebnisse lässt sich schließen, dass die Differenzierungsproben 1 und 2 von Breuer und Weuffen keine ausreichende Validität besitzt, die einen Einsatz rechtfertigt.

Link:
Pressemitteilung der Uni Ulm mit Kommentaren von Prof. Spitzer

Quelle:
Steinbrink, C., Schwanda, S., Klatte, M. & Lachmann T. (2010). Sagen Wahrnehmungsleistungen zu Beginn der Schulzeit den Lese- und Rechtschreiberfolg in Klasse 1 und 2 voraus? Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 42, 188-200.