„Fresch: LRS-Schüler altersgerecht fördern“ von Bettina Rinderle

lrs-schueler-altersgerecht-foerdernGibt man auf der Homepage des AOL Verlages in der Suchbox den Begriff FRESCH ein, so erhält man 32 Ergebnisse auf der Verlagsseite. So wird der persönliche Eindruck des Rezensenten der letzten Jahre bestätigt, dass es zahlreiche Publikationen zur FRESCH-Methode gibt. FRESCH steht für Freiburger Rechtschreibschule und umfasst einige Strategien zur Verbesserung des Rechtschreibens für Kinder mit LRS. Sie wurde von Lehrern aus dem Freiburger Raum zusammengestellt und in Fortbildungen an andere Lehrerkollegen weitergegeben. Die Inhalte der FRESCH-Methode sind natürlich nicht neu, sondern stellen eine Auswahl bekannter Strategien dar, wie Schüler mit einer LRS (und natürlich nicht nur diese) Rechtschreibprobleme bewältigen können.

Das Markenzeichen von FRESCH liegt im wesentlichen in der Beschränkung der Vermittlung von vier Strategien, nämlich dem silbenorientierten rhythmisch-melodischem Sprechschwingen, dem rhythmischen Verlängern, dem Ableiten und den Wörtern zum Lernen (Merkwörter).

Vor wenigen Wochen ist nun ein weiteres Trainingsmaterial im AOL Verlag erschienen, dass sich an Schüler der fünften bis siebten Klasse richtet. Autorin ist Frau Bettina Rinderle, von der zahlreiche weitere Trainingsmaterialien zur FRESCH-Methode vorliegen. Frau Rinderle war im Freiburger Raum Beratungslehrerin und für den Kollegenkreis LRS-Multiplikatorin. Der Titel des vorliegenden Bandes lautet “FRESCH: LRS-Schüler altersgerecht fördern” und umfasst 96 Seiten. Bis auf einen kompakten Theorie- bzw. Anleitungsteil und drei Lösungsseiten finden sich zahlreiche Kopiervorlagen für die vier
Übungsstrategien. Das besondere an diesem Übungsband ist sicherlich die Zielgruppe der Schüler der fünften bis siebten Klasse, für die insgesamt weniger LRS-Fördermaterialien existieren als für Grundschüler.

Im Theorieteil werden die vier Strategien, wie sie die Schüler anwenden sollen, sehr ausführlich dargestellt. Weiterhin findet die Autorin für die Strategien vier flotte englischsprachige Entsprechungen samt Comicfigur, die dann auf den Kopiervorlagen öfters auftauchen. So wird aus Schwingen “Mac Swing”, aus Verlängern “Mac Longer”, aus Ableiten “Mac Comesfrom” und aus Merken “Mac Memory”.

Für das Schwingen bzw. das silbenorientierte Sprechschwingen finden sich auf 30 Seiten Übungen. Insgesamt werden hier vom Umfang her mehr als ausreichend Übungen geboten, um diese Strategie zu erlernen. Mit ihrer Hilfe sollen lautgetreue Wörter richtig geschrieben werden und auch die Probleme der Mitlautverdopplung werden so gelöst. Rinderle empfiehlt, die Wörter nicht nur mitsprechend in Silben aufzuschreiben, sondern auch mit dem ganzen Körper mitzuschwingen.

Die schriftlichen Übungen erinnern an typische Arbeitsblätter für Grundschüler, bei denen Silben miteinander verbunden und das Wort dann noch einmal hingeschrieben werden soll oder Wörter mit einem bestimmten Merkmal (Wörter mit ei, Wörter mit au) und mit Hilfe einer Tabelle sortiert werden sollen oder falsch zusammengesetzte Wörter aufgelöst und richtig zusammengesetzt werden müssen. Der eigentliche Übungszweck liegt dann natürlich im Aufschreiben der Wörter mit Hilfe des silbenorientierten Sprechschwingens und dem zusätzlichen Malen der Silbenbögen. Als weitere Übung gibt es dann noch das “Würfeldiktat”, bei dem sich die Kinder ganze Sätze merken und diese dann schreiben sollen. So steigern sich die Kindern langsam von einzelnen Wörtern hinzu ganzen Sätzen. Bei der sogenannten ABC-Menü-Karte (die aus mehr als 70 Wörtern besteht) sollen sich die Kinder für eine Woche täglich 25 Wörter aussuchen, die dann mitsprechend geschrieben werden sollen.

Im 30er-Feld sollen alle Selbstlaute bunt angemalt werden und schließlich noch nach den Endsilben sortiert werden. Recht interessant ist noch die Übung mit dem vielversprechenden Namen “Mönchsgang“. Hier sollen die Schüler stumm fünf Minuten durch den Raum bzw. über den Schulhof laufen und sich versuchen ca. 10 Wörter einzuprägen. Mit Hilfe dieser Übung soll vermutlich probiert werden, sich Wörter dauerhaft zu merken, z.B. als Alternative zum Üben mit der Lernkartei.

Für den Übungsbereich Verlängern werden Übungen auf 22 Seiten angeboten. Mit Hilfe der Verlängerungsregel sollen die Kinder eine mögliche Mitlautverdopplung am Wortende erkennen
(Schiff-Schiffe), ein weichgesprochenes g, d, b am Wortende feststellen (Weg- Wege), Verben mit Mitlautverdopplung in der dritten Person auflösen (hofft – hoffen) und das stimmhafte h am Wortende erkennen (Schuh – Schuhe). Die von Rinderle realisierten Übungsformen ähneln bzw. sind die gleichen wie die Übungen für den ersten Bereich des silbenorientierten Sprechschwingens.

Die nächste Strategie, die in diesem FRESCH Trainingsband geübt wird, ist die des Ableitens. Hierfür stehen auf 15 Seiten Übungen zur Verfügung. Mit Hilfe des Ableitens sollen die Probleme, ob ein ä oder ein e bzw. ein äu oder ein eu geschrieben werden soll, gelöst werden. Bei den Übungen sollen primär die Ableitungswörter (z.B. Garten von Gärtner) gefunden werden. Die Ausnahmen, von denen es zahlreiche gibt (z.B. Käfig, Mähne, Säbel,….), sollen sich die Kinder merken.

Als letzte Strategie – und vermutlich für die Schüler der fünften bis siebten Klasse eine sehr wichtige Strategie – gibt es noch Anweisungen für das dauerhafte Behalten der Merkwörter. Hier geht es also u.a. um das Dehnungs-h, das scharfe ß, das v und Fremdwörter. Um einen besseren Überblick über diese Wörter zu erhalten, empfiehlt Rinderle diese zu sortieren (z.B. Wörter mit Dehnungs-h, Wörter mit ß). Weiterhin findet sich auch hier wieder die Empfehlung den Mönchsgang durchzuführen. Zahlreiche Übungen beschäftigen sich mit dem Sortieren der Wörter nach ihrem Fehlerbereich. Sehr gut noch die Hinweise bzw. Regeln zum das/ss. Zu diesem Bereich finden sich Übungen
insgesamt auf 16 Seiten.

Insgesamt stellt das Buch zahlreiche abwechslungsreiche Übungen zu den vier Strategien dar. Insbesondere für die Merkwörter fehlt aber noch in der FRESCH-Methode ein sinnvolles Vorgehen, denn die oft einmalige Bearbeitung von Problemwörtern  hilft Kindern mit einer Legasthenie oft wenig. Weiterhin erscheint das Übungsmaterial vergleichweise leicht. Kinder der Klassenstufen fünf bis sieben, die schon eine gute Förderung gehabt haben, werden eventuell etwas unterfordert sein. Schülerdieser Klassenstufen mit einer LRS, die noch keine Förderung erhalten haben, können jedoch davon profitieren. Zusammengefasst: Das Trainingsbuch kann sicherlich auch bei einigen Schülern
der vierten Klasse eingesetzt werden.

Die Strategien Sprechschwingen, Verlängern und Ableiten werden insgesamt ausführlich und sehr gut trainiert. Auch Therapeuten, die sich nicht als FRESCH-Therapeuten verstehen, können einzelne Übungsblätter in ihren Therapien sehr gut einsetzen. Weiterhin empfiehlt sich das Buch als praxisorientierter und leicht konsumierbarer Einstieg in die FRESCH-Methodefür Therapeuten, die sich für diesen Ansatz interessieren.

Preis und Verfügbarkeit bei Amazon

Bettina Rinderle (2013). FRESCH: LRS-Schüler altersgerecht fördern. Stuttgart: Auer Verlag. ISBN-13: 978-3403101574.