IntraActPlus-Konzept

1. Begriffe

Von Fritz Jansen und Uta Streit stammt das IntraActPlus-Konzept, das ein verhaltenstherapeutisch orientiertes Vorgehen bei Lern- und Leistungsstörungen beschreibt und das in ihrem Buch Positiv lernen detailliert vorgestellt wird (zweite Auflage aus dem Jahr 2006).

Deutschlandweit bekannt wurde das Konzept, als eine Anwendung der Vorgehensweisen auf ein Trainingsprogramm zum Erlernen des Lesens und Schreibens durchgeführt wurde. Eine sehr ausführliche Rezension des Programms Lesen und Rechtschreiben lernen nach dem IntaActPlus-Konzept findet sich ebenfalls auf dieser Webseite.

Das IntraActPlus-Konzept stellt eine Sammlung verhaltenstherapeutischer Bausteine zur Verringerung der Symptomatik von Lernstörungen zur Verfügung, mit dem Ziel beim Klienten die Eigensteuerung beim Lernen deutlich zu verbessern. Im therapeutischen Prozess kommt neben der Vermittlung empirisch fundierter Lernstrategien, der Interaktion mit dem Lernpartner (Eltern) eine wichtige Rolle zu. Spezifische Vorgehensweisen für die Behandlung von Teilleistungsstörungen und Aufmerksamkeitsstörungen liegen mittlerweile vor.

IntraActPlus-Konzept

Abkürzung für das therpeutische Konzept von Fritz Jansen und Uta Streit. Intra stellt dabei die Abkürzung von Intranet dar, was auf den wichtigen Aspekt der Kommunikation in Gruppen hinweist, Act leitet sich von aktivem Handeln ab und Plus weist auf die Bestandteile des Trainings hin.

Ziel des IntraActPlus – Konzeptes ist es, die Eigensteuerung des Lernenden schrittweise zu verbessern, sodass sich beim Kind ein eigenmotiviertes Lernverhalten zeigt.

2. Veränderung des Lernverhaltens

Ein positives Lernverhalten zeigt sich nach Jansen und Streit in lernen wollen, sich anstrengen wollen und Leistung erbringen wollen.  Um diese Ziele zu erreichen spielen Interaktionspartner (Eltern /Therapeuten) eine wichtige Rolle, die  verhaltenstherapeutische Techniken einsetzen und insbesondere erwünschte Verhaltensweisen (in Richtung auf das Therapieziel) positiv verstärken.

Die oben genannten drei Ziele können jedoch nur realisiert werden, die Kinder über eine ausreichend hohe positive Eigensteuerung verfügen. Das Ziel Anstrengung wird beispielsweise erreicht, in dem der Lernpartner stark positiv das Lernen als solches verstärkt und dabei das Ergebnis des Lernenden in den Hintergrund rückt. Der Lernpartner lobt also, dass überhaupt gelernt wird, die Güte der dabei erbrachten Leistungen, spielt erst einmal keine Rolle.

3. Effektives Lernen

Jansen und Streit haben den Anspruch aktuelle Erkenntnisse aus dem Bereich der Psychologie in ihrem Konzept zu realisieren. Ein zentraler Aspekt stellt dabei für die Autoren der Prozess der Automatisierung von Wissen und Fertigkeiten dar, der bei guten bis sehr guten Leistungen eine zentrale Rolle spiele.

4. Diagnostik

Im diagnostischen Bereich – im Rahmen des IntraActPlus-Konzepts – spielt die Videoanalyse eine wichtige Rolle, bei der standardisierte Situationen gefilmt werden:

  1. Spielen: Die möglichst gesamte Familie spielt über einen Zeitraum von einigen Minuten ein Spiel. Erfasst werden unter anderem die Beziehungen des Klienten zu den einzelnen Familienmitgliedern und die Menge der Zuwendung, die der Klient von den anderen erhält.
  2. Lernen: Hier wird eine typische Lernsituation zu Hause nachgestellt. Erfasst wird unter anderem die Eigensteuerungsfähigkeit des Klienten.
  3. Lernen unter veränderten Rahmenbedingungen: Zur Informationsgewinnung wird das Lernverhalten unter anderen Rahmenbedingungen beobachtet. In Regel findet das Lernen mit dem Therapeuten statt.
  4. Planungsgespräch: Teilnahme aller Familienmitglieder; hier wird z.B. der Ablauf des nächsten Wochenendes geplant. Erfasst wird unter anderem, ob der Klient Wünsche angemessen äußern kann und ob dieser Vorstellungen der anderen berücksichtigt.
  5. Konfliktgespräch: Nachspielen eines Konfliktgesprächs, meist in dyadischer Konstellation.
  6. Körperkontakt: Kind sitzt auf dem Schoß seiner Eltern. Diese Übung wird nur bis zu einem Alter von 9 Jahren durchgeführt. Dabei interessiert u.a. ob sich das Kind auf diese Situation einlassen kann.

Weiterhin haben die Autoren zwei Fragebögen zur detaillierten Erfassung des Eigenverhaltens konzipiert, nämlich über die

  • Erweiterte Fertigkeiten des Lernens (Fremdbeurteilung)
  • Erweiterte Fertigkeiten des Lernens (Eigenbeurteilung)

die jeweils die selben Verhaltensweisen erheben (z.B. Umgang mit Fehlern, Zeitplanung).

5. Anpassung des IntraActPlus-Konzept für einzelne Störungsbereiche

Fritz Jansen und Uta Streit passten ihr IntraActPlus-Konzept für spezifische Störungen des Kinder- und Jugendbereichs an und beschreiben in ihrer Veröffentlichung „Positiv lernen“ Positiv Lernen“ recht genau das Vorgehen bei ADHS, Dyskalkulie und Legasthenie. Bezüglich bei Kindern mit Legasthenie ist auch ein ein ausführliches Therapiemanual erschienen.

Literatur:
Fritz Jansen & Uta Streit (2006). Positiv lernen. Heidelberg: Springer-Verlag. ISBN-13: 978-3-54021272-0
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