Elternarbeit ist ein wichtiger Bereich in der Lerntherapie und kann maßgeblich zum Erreichen der Therapieziele im Lesen, Schreiben und im psychischen Bereich beitragen. So kann durch die therapeutische Arbeit mit den Eltern die Hausaufgabensituation positiv verändert werden. Auch überhöhte Leistungsanforderungen der Eltern gegenüber dem Kind können herausgearbeitet und korrigiert werden. Weiterhin sind die Eltern ein wichtiger Faktor bei der regelmäßigen Bearbeitung therapeutischer Hausaufgaben.
Bettina Multhauf und Anke Buschmann von der Uniklinik Heidelberg haben nun eine Untersuchung durchgeführt, die sich mit der Qualität der Elternarbeit in der ambulanten Lerntherapie befasste. Die beiden Wissenschaftlerinnen verschickten einen Fragebogen mit 52 Items an 120 Lerntherapeuten.
Die Adressen der Lerntherapeuten wurden zufällig aus therapeutischen Praxisverzeichnissen im Internet ausgewählt. Insgesamt füllten 53 der 120 Therapeuten den Fragebogen aus. 76 Prozent der Therapeuten waren allein in ihrer Praxis tätig.
Es wurden insgesamt zehn verschiedene Formen der Elternarbeit abgefragt. Die Lerntherapeuten bewerteten die einzelnen Formen der Elternarbeit mithilfe einer sechsstufigen Ratingskala, wobei die 1 für “trifft völlig zu” und die 6 für “trifft nie zu” stand.
Hinsichtlich der Formen in der Elternarbeit gaben die beiden Wissenschaftlerinnen auch den Prozentsatz der Lerntherapeuten an, die bei einem Item die Angaben bei “trifft völlig zu” und “trifft zu” machten. So zeigte sich, dass 96 Prozent der Lerntherapeuten die Eltern bei der Anamnese mit einbezogen und 72 Prozent den Eltern bestimmte Übungen und Spiele erklärten. Ausführliche Elterngespräche außerhalb der Therapiestunden führten nur 64 Prozent durch und 62 Prozent gaben den Eltern Info- und Übungsmaterialien nach Hause. Nur die Hälfte der Therapeuten, informierten die Eltern über die Inhalte der durchgeführten Therapiesitzungen und nur selten (zwölf Prozent) wurden Eltern als Co-Therapeuten angelernt.
Die Einstellung zur Elternarbeit ist insgesamt positiv. So sehen 94 Prozent der Therapeuten die Elternarbeit als wichtigen Bestandteil der LRS-Therapie an. Jedoch haben nur 59 Prozent der Fragebogenteilnehmer gute Erfahrungen mit der Elternarbeit gemacht. Einen Zusammenhang zwischen Berufserfahrung oder der Qualität der Ausbildung zur Intensität der durchgeführten Elternarbeit fand sich nicht. Es zeigte sich jedoch, dass erlebte positive Erfahrungen in der Elternarbeit statistisch signifikant mit dem Ausmaß praktizierten Elternarbeit zusammenhingen.
Multhauf und Buschmann legten eine interessante Studie vor, die ein wichtiges Thema näher beleuchtet. Obwohl die Elternarbeit von fast allen Therapeuten als wichtiges Thema angesehen wird, findet diese doch recht eingeschränkt statt. So führen nur 64 Prozent der Therapeuten ausführliche Elterngespräche. Leider war die Rücklaufquote mit der Teilnahme an der Studie mit 44 Prozent relativ gering, so dass die Zahlen vorsichtig interpretiert werden sollten.
Multhauf, B. & Buschmann, A. (2014). Elternpartizipation in der Therapie lese- und rechtschreibschwacher Kinder. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 42, 233-241.