Übungen zur Verbesserung der Rechtschreibung bei Legasthenie

Sie finden hier die wichtigsten Übungen und Vorgehensweisen zur Verbesserung der Rechtschreibung bei Kindern und Jugendlichen mit Legasthenie bzw. LRS.

1. Erlernen des Synchronen Sprechschreiben

Die Übung „synchrones Sprechschreiben“ soll den Kindern dabei helfen, beim Schreiben keine hörbaren Buchstaben zu vergessen. Hier geht es darum, dass die Kinder die Wörter langsam Buchstabe für Buchstabe schreiben und dabei langsam mitsprechen. Schreiben und Sprechen sollen dabei gleichzeitig (synchron) stattfinden. Man übt dies mit lautgetreuen einfachen Wörtern ein, wie z.B. Sofa, Rosine oder Warteraum. Am besten wird den Schülern das synchrone Sprechschreiben an mehreren Wörtern zuvor gezeigt, bevor sie diese Strategie selbst probieren. Wichtig ist, dass darauf geachtet wird, dass das Schreiben und Sprechen wirklich gleichzeitig stattfindet. Zu Beginn wird diese Übung mit lautem Sprechen durchgeführt. Später findet dieses leise statt. Wird diese Strategie von den Kindern mit ausreichender Sorgfalt durchgeführt, kommt es zu einer deutlichen Reduzierung von vergessenen hörbaren Buchstaben.

2. Lernen von Rechtschreibregeln

Rechtschreibregeln sollen dabei helfen in Zweifelsfällen, ob zum Beispiel ein i oder ie, ein f oder v oder ein k oder ck geschrieben werden soll, sich richtig zu entscheiden. Rechtschreibregeln gibt es für die wichtigsten Bereiche der Rechtschreibung:

  • d/t, g/k, b/p am Wortende
  • e/ä und eu/äu
  • v oder v am Wortanfang und am Wortende
  • Konsonantenverdopplung, ck und tz
  • S/ss/ß
  • der Bereich der Dehnung: i/ie, Dehnungs-h, aa/ee/oo
  • Groß- und Kleinschreibung

Für jeden dieser Fehlerbereiche gibt es Lösungsstrategien, mit dessen Hilfe das Kind entscheiden kann, wie das Wort geschrieben werden soll. Hier nun einige Rechtschreibregeln bzw. Lösungsstrategien, die man mit den Kindern lernen kann:

  1. Alle Verben mit der Endung -ieren, schreibe mit ie. Beispiele: kopieren, studieren, regieren. Entsprechend schreibt man dann auch kopiere, studiert und reagierten auch mit ie.
  2. Alle Wörter mit der Endung -ine schreibe nur mit i. Beispiele: Maschine, Rosine, Gardine. Ausnahmen: Biene und Schiene.
  3. Alle Wörter, die mit qu, sch, sp und t beginnen schreibe ich ohne Dehnungs-h. Beispiele: Ton, Tal, spülen, sparen, schonen, Schale, quälen.
  4. Bereich d oder t am Wortende: Wenn man beim Verlängern ein d hört, dann schreibt man auch ein d. Beispiele: Bad → baden.
  5. Bereich e oder ä: Wenn es ein verwandtes Wort mit a gibt, dann schreibt man ein ä. Beispiele: Bäcker → backen.
  6. Bereich f oder v: Wörter mit den Vorsilben ver- und vor- schreibt man mit v und nicht mit f. Beispiele: verlaufen, verkaufen, vorrechnen, vorsagen.
  7. Nach l,m,n,r schreibe niemals ein ck oder tz.

Man beschäftigt sich mit jedem Fehlerbereich mehrere Trainingseinheiten und übt diese intensiv ein. Hierfür benötigt man Wörterlisten, wo der Schüler entscheiden muss, welcher Buchstabe passt (beispielsweise ein k oder ck). Zahlreiche Wörterlisten, bei denen man eine entsprechende Entscheidung treffen muss, findet man beispielsweise in den LÜK-Heften.

Die Anwendung von Rechtschreibregeln muss man als Hilfsstrategie verstehen, da Kinder mit LRS Schwierigkeiten haben, Wörter abzuspeichern.

3. Merkwörter mit dem Karteikasten (Lernkartei) lernen

Gute Rechtschreiber zeichnen sich dadurch aus, dass sie zahlreiche Wörter automatisiert aus dem Gedächtnis abrufen können. Damit auch Schüler mit Legasthenie Wörter direkt fehlerfrei schreiben können, sollen sie diese mit dem Karteikasten auswendig lernen.

Der Karteikasten wird in fünf Fächer unterteilt. Alle Wörter im Karteikasten werden 5x pro Woche diktiert. Die Anzahl der Wörter, die sich im Karteikasten befinden, liegt zwischen 10 und 20 Wörtern. Vorgehen: Ein Wort wird diktiert und der Schüler schreibt es auf. Ist das Wort richtig, kommt es ein Fach weiter. Ist es falsch, kommt es in das erste Fach zurück. Wörter die sich im fünften Fach befinden und dann richtig geschrieben werden, werden aussortiert. Diese werden nun gekonnt. Es wird also so lange mit einem Wort geübt, bis es fünfmal hintereinander richtig geschrieben wird. Schreibt der Schüler ein Wort falsch, korrigiert er es. Weitere Übungen mit den Wörtern sind nicht notwendig. Sinkt die Anzahl der Wörter auf 5 bis 13 Wörter, kommen neue Wörter in den Karteikasten.

4. In Morphemen schreiben

Einige Therapeuten berichten auch von guten Ergebnissen mit morphemorientierten Ansätzen, also Übungen auf der morphematischen Stufe. Diese werden im therapeutischen Alltag jedoch noch eher selten eingesetzt. Empirische Studien sind hier dringend erforderlich.

Eine Übung mit der man die morphematische Rechtschreibstrategie trainieren kann, ist, dass man zu einem Wortstamm möglichst viel verschiedene Wörter sucht und dann auch aufschreibt.

Beispiel: lauf → verlaufen, Vorlauf, laufen, läuft, gelaufen, geläufig, Läufer, Auflauf. Wörterlisten können erst gesucht, dann notiert und schließlich diktiert werden. Beispielsweise werden jeden Tag zwei bis drei Wörterlisten eines Wortstamms diktiert (zum Beispiel 6 Wörter passend zu einem Wortstamm ergeben 18 zu diktierende Wörter).

5. Laut-Graphem-Verbindungen lernen

Kinder, die noch Schwierigkeiten bei den Laut-Graphem-Verbindungen (Laut-Buchstaben-Verbindungen) bzw. einigen Laut-Graphem-Verbindungen aufweisen, können diese mit der Lernkartei einüben. Hier werden sehr einfache Wörter mit dem zu lernenden Buchstaben ausgewählt, die dann mit der Lernkartei geübt werden. Zur Festigung der Laut-Graphem-Verbindung können weiterhin auch die Tabellen des Kieler Leseaufbaus herangezogen werden, da auf dieser Rechtschreibstufe auch Leseübungen noch zur Verbesserung der Rechtschreibung beitragen.

6. Mit Mini-Diktaten die Anwendung trainieren

Ein allgemeines Prinzip bei allen Übungen ist, dass man sie zu Beginn einfach hält. So konzentriert man sich nur auf eine Fehlerart und übt nur an einzelnen Wörtern. Nach ersten guten Fortschritten sollen die Kinder jedoch auch trainieren, auf mehrere Rechtschreibstrategien / Rechtschreibregeln gleichzeitig zu achten. Dies kann mit Hilfe von „Mini-Diktaten“ geübt werden. Sie bestehen aus zwei bis drei einfachen Sätzen beispielsweise zum Thema k/ck. In jedem einfachen Satz kommt dabei ein Wort vor, bei dem das Kind überlegen muss, ob es ein k oder ck schreiben muss. Die kritischen Wörter werden also in ein realistischeres Umfeld eingebettet.

7. Die wichtigsten hundert Wörter auswendig lernen

Eine weitere Strategie, die zügig zu einer Verbesserung führt, ist die Automatisierung besonders häufiger Wörter. So lassen sich beispielsweise mit 100 Wörtern ca. 47 Prozent aller Wörter eines durchschnittlichen Textes richtig schreiben. Häufige Wörter sind zum Beispiel: und, nicht, auf, als, ihm, unter, seiner. Im Internet finden sich diverse Listen.

Vorgehen: Die Wörter werden den Kindern diktiert und Wörter, die noch nicht beherrscht werden, mit dem Karteikasten weiter trainiert.