Marburger Rechtschreibtraining

1. Kurzbeschreibung des Marburger Rechtschreibtrainings

Das Marburger Rechtschreibtraining von Schulte-Körne und Frank Mathwig stellt das erste mehrfach evaluierte Trainingsprogramm zur Verbesserung der orthographischen Rechtschreibstrategie dar und wird von zahlreichen Pädagogen und Psychologen in der ambulanten Therapie von Legasthenie verwendet. Im Marburger Rechtschreibtraining werden zahlreiche Rechtschreibregeln schrittweise eingeübt und wiederholt trainiert.
Es ist insbesondere für Kinder vom Anfang der dritten bis Ende der vierten Klasse geeignet, kann jedoch auch bei Kindern der Klassenstufe 5 bis 7 bei Vorliegen einer sehr schweren Symptomatik angewendet werden. Das Marburger Rechtschreibtraining setzt auf der orthographischen Stufe an, da die häufigste Fehlerart bei rechtschreibschwachen Grundschülern sogenannte Regelfehler sind. Die alphabetische Rechtschreibstrategie sollte jedoch vorher ausreichend beherrscht werden.

Der Hauptautor des Trainingsprogramms Prof. Gerd Schulte-Körne ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie und führt regelmäßig Studien zur Ätiologie und Therapie der Legasthenie durch. Schulte-Körne war jahrelang Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Bundesverbandes Legasthenie.

2. Übungsbereiche

Im Marburger Rechtschreibtraining werden folgende Inhalte behandelt: Selbstlaute unterscheiden und erkennen, Mitlaute erkennen, Unterscheidung zwischen kurzen und langen Selbstlauten, Erkennen des Wortstamms, einfache Regeln zur Groß- und Kleinschreibung, Verschriftung des stummen h, einige Regeln zum lang gesprochenen Selbstlaut, stimmhaftes h, Schreibung und Unterscheidung gleichklingender Umlaute. Es fehlen Übungen zur S-Regel, weitere Dehnungsregeln und Regeln zur Unterscheidung zwischen f und v.

Meines Erachtens ist das Trainingsprogramm in erster Linie für Kinder der Klassenstufe 3 bis 4 geeignet. Entsprechend setzt es seinen Fokus auf die elementaren Bereiche. Eine Stärke des Marburger Rechtschreibtrainings liegt darin, dass allgemeine Lösungsstrategien vermittelt werden, sodass die Kinder ihr Wissen auch auf ähnliche Rechtschreibprobleme übertragen können. Von Praxiserfahrung der Autoren zeugt weiterhin, dass Wert auf das Erkennen des Wortstamms gelegt wurde. Das Problem der Mitlautverdopplung wird über die „Kurz-Lang-Regel“ gelöst.

4. Studien zum Marburger Rechtschreibtraining

Claus Barkmann und Mitarbeiter (2012) untersuchten die Effeketivität Marburger Rechtschreibtrainings. An der Studie nahmen 59 Kinder der zweiten und dritten Klasse einer Hamburger Grundschule mit Schwierigkeiten in der Rechtschreibung teil, die im Rechtschreibtest HSP bezüglich der Grafemtreffer einen Prozentrang von unter 20 aufwiesen. Dreißig Prozent dieser Schüler erfüllten zusätzlich das Diskrepanzkriterium für eine Legasthenie. Das Trainingsprogramm wurde in Kleingruppen (zwischen ein und vier Schülern) durchgeführt und fand zwei Mal pro Woche zu je 45 Minuten über einen Zeitraum eines Schuljahres statt. Es zeigte sich, dass sich die Rechtschreibleistung der Schüler im HSP um drei T-Wertpunkte verbesserte, was als ein guter Fortschritt bewertet werden kann. Die Verbesserung im Test wurden statistisch signifikant. Parallel dazu verbesserten sich im geringen Umfang auch die Leseleistungen, die durch den SLRT erhoben wurde.

4. Fazit

Beim Marburger Trainingsprogramm handelt es sich um ein therapeutisches Standardwerk der Legasthenietherapie. Das Marburger Rechtschreibtraining wurde im Winkler-Verlag veröffentlicht, liegt mittlerweile in der siebten Auflage vor und kann über den Buchhandel bezogen werden. Die ISBN-Nummer lautet 389911020X.

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